Wolfratshausen Bilder Mai 2025

Die 8 km Bank

Schon 8 km geschafft, oder nur noch 8 km bis nach Hause. Mit dem E-Radl ein Katzensprung.

Eine Bank kurz vor/hinter Eurasburg, lädt mich und meine Frau jedesmal zur Rast ein. Die Aussicht ist es wert dort eine kurze Pause zu machen. Bei der Fahrt zu den Bergen und auch bei der Rückfahrt. Beide Momente sind schön: Die Vorfreude auf die Ferne: da fahren wir hin und die Rückschau: Dort waren wir.

Was ist im Bild zu erkennen ?

Wenn ich dieses Bild meinen Seniorinnen, die ich für BfB betreue, zeigen würde, wäre die Antwort klar, spontan und eindeutig: Tod, Absterben, Vergänglichkeit, Alter, Niedergang, etc.

Dabei ist blauer Himmel im Bild, die Wärme und Sonne kann man erahnen, und dass das erste Frühlingsgrün sich breit macht und neues Leben entsteht, ist auch im Bild zu erkennen.

Schöne Farben, schöner Farbkontrast, der Blick geht nach oben, das Bild könnte auch Hoffnung ausdrücken. Aber das sehen „meine Alten“ nicht. Es ist zum Verzweifeln. Ich gehe nur noch mit Widerwillen zu Ihnen. Ich werde mit Stöhnen, Pessimismus, negativen Themen begrüßt. Jedes Mal.

Ich weiss nicht, ob es einen Gott gibt. Aber falls doch, dann wird er uns alle einmal fragen: Was haben wir mit dem Geschenk des Lebens, das er uns gemacht hat, angefangen? Waren wir dankbar für jeden Atemzug oder haben wir täglich ein neues Haar in der Suppe gesucht und gefunden? Und wenn dem so ist, warum ?

Weltweit tätige Sicherheitsbehörden versichern uns glaubhaft: Dass wir hier in Oberbayern auf einer Insel der Glückseligen leben. Deshalb: sind wir dankbar darüber und machen das Beste daraus, oder genügt es uns nicht ? Wenn wir 100% Perfektion als Maßstab hernehmen, gibt es wirklich einiges zu nörgeln. Aber warum nicht die 95% genießen die schon in Ordnung sind und auf die Zukunft hoffen. Ein Amerikanischer Autor und Philosoph sagte einmal: Er kann wirklich nicht verstehen, dass wir pessimistisch in die Zukunft sehen, wenn wir die Welt in größeren Zeitabschnitten betrachten, z.B. in 100 Jahres Intervallen.

Kaum zu glauben

Kaum zu glauben. Ich dachte immer, Spiegelbilder seien nur in Wolfratshausen und nur mit der Loisach möglich. Es hat mir fast den Radl Lenker verrissen, als ich dieses Motiv bei Penzberg gesehen habe.

Mitten im Weg

Es geht mich zwar nichts an, aber dieser Baum hinter Penzberg wurde direkt vor das Karwendel Gebirge hinter der Kochelsee/Walchensee Region gepflanzt. Mitten in Weg. Mitten in der Aussicht. Er zerstört die ganze Aufnahme. Und ich hatte mich heute so auf den Foto-Radlausflug gefreut.

Mitten im Weg 2

Ob sich die Gemeinde Penzberg und die Gemeinde Beuerberg abgesprochen haben ? Denn auch hier in Beuerberg steht ein Baum direkt vor dem Kloster. Unmöglich, was mit unseren Steuergeldern so alles verschwendet wird. Wenigstens wurde die Drittel Regeln beim Einpflanzen eingehalten.

Kreativität

Nichts beschäftigt mich als Fotograf und auch als Mensch so sehr wie das Thema: Kreativität. Meiner Meinung nach ist dies der einzige noch verfügbare Rohstoff für Erfolg. Als Fotograf und als Mensch.

In einer Zeit,
in der jeder alles hat,
in der Milliarden von Bildern im Internet verfügbar sind,
in der sich jeder bis zum Überfluss an schönsten perfekten Bildern sattgesehen hat,
in der nur noch das Neue zählt (und das auch nur noch für wenige Augenblicke)
hat nur das Kreative/Neue/Unerwartete eine Chance auf Erfolg.

Ohne Eigenlob: Ich habe seit 3 Jahren alle deutschsprachige Foto Lehrbücher gelesen.
Ich kenne also viele Meinungen, Regeln, Tipps, Vorbilder, etc.

Von den plumpen deutschen Regeln: „Sonne lacht ? Dann Blende 8“ bis zu den leicht esoterisch angehauchten englischen Büchern: „Etwas, was sowohl kreativem Arbeiten als auch Zen gemein ist, ist die Versenkung in einen Vorgang um seiner selbst und nicht des Ergebnisses willen – ganz im Hier und Jetzt.“

Ich habe alles gelesen. Die Bücher, die in mir Resonanz finden, sogar mehrfach und lese sie auch immer mal wieder durch. Also habe ich viele Sonnenaufgangsbilder gesehen. Ebenso Sonnenuntergangsbilder. Schönste Landschaftsbilder von den schönsten Regionen dieser Erde.

Für mich stellt sich deshalb NICHT die Fragen:
Was ist noch nicht massenhaft abgebildet ?
Wo sind noch dunkle Flecken auf der Landkarte?
Was wäre wirklich neu?
Von welcher Region kann ich beeindruckende Bilder machen?
Was haben die Menschen noch nicht gesehen?

Man hört und sieht im Lauf eines Lebens so viel. Einiges, eigentlich ganz wenig, fällt mir besonders auf. So war es vor ca. 20 Jahren, als jemand im Lions-Club stöhnte weil die Clubabende mal wieder schier endlos verlaufen und jeder zu Wort kommen will: „Eigentlich ist schon alles gesagt, aber noch nicht von mir.“

Dieser Satz traf mich ganz tief, ganz im Inneren, ganz stark. Komisch: Ich bin ja keiner die sich verbal immer in den Vordergrund reden muss.

Und jetzt, 20 Jahre später denke ich als Fotograf: Was ist wirklich neu ? Was könnte denn den Bild Betrachtern gefallen. Oder ist schon alles fotografiert? Nur noch noch nicht von mir ? Wie peinlich wäre es, mit meinen Bilder zu langweilen.

Gespielte Höflichkeit beim Kommentieren:
Oh wie schön!
wow!
was für ein Bild!
tolle Aufnahme!
etc.

Die Lösung liegt meiner Meinung nach in der Kreativität:

Hier in Wolfratshausen, Geretsried, STA-See, Bilder zu machen, die echt kreativ sind. Und ja, ich weis: Diese Hürde ist hoch. Sehr hoch sogar. Aber das Springen lohnt sich, auch wenn der Erfolg nicht garantiert ist. Volles Risiko. Hopp oder topp.

Keine weite, teure Reise zum Nordpol um Polarlichter zum ein Millionsten Mal, Sahara Bilder zum 2 Millionsten mal zu machen. Und dann die Arroganz diese Bilder auch noch herzuzeigen. Wenn jemand die Sahara sehen will, muss er/sie hinfahren. Die amerikanischen Fotolehrbücher raten sowieso, man solle beim Fotografieren auch mal den Fotoapparat in die Taschen legen und den Moment genießen, in sich aufnehmen. Mit allen Sinnen. Nicht nur mit den Augen. Eindrücke, die ein Bild NICHT wiedergeben kann.

Mich langweilen solche angeblich exotischen Bilder extrem. Und warum sollte ich mir dies antun ? Das Leben ist soooo kurz. Besonders Meins. Jeder Tag, jede Stunde, jeder Moment ist kostbar.

Auch weil ich sehe und weis, dass die Bilder aus diesen Regionen, welche die Urlauber mit zurückbringen, bei langweiligen Allerwelts-Licht aufgenommen sind. Das weis ich, es ist KEIN Glauben sondern eine Gewissheit.

Seit 2 Jahren bin ich fast täglich draußen in Wolfratshausen. Ich bin noch lange nicht gut. Aber ich kenne das Licht der Jahreszeiten. Weis, wann von welchem Motiv das beste Licht ist. Und ich bemitleide die wenigen Touristen, die einen Tag hier sind, und sich hinten und vorne nicht auskennen. Sie wissen nicht, welche Motive von welcher Perspektiven und welchen Licht am besten sind. Und so knipsen sie halt wild herum. Und das ist gut so. Aber herzeigen kann mach solche Bilder zuhause nicht.

Also: Wie steigere ich meine Kreativität? Hat jemand eine Idee?

Detail

Ein weiteres Thema, das mich als Fotograf umtreibt, ist die Fähigkeit/Talent/Können mit einem Detailbild besser, gekonnter, beeindruckender das zu zeigen, das charakteristisch für das Motiv/Wetter/Szene ist.

Statt einfach mit Weitwinkel ALLES zu zeigen, ist es bestimmt besser, ein spezifisches Detail/Ausschnitt zu verwenden. Da ein Weitwinkel einfacher ist, machen es auch (fast) alle. Ein passendes Detail aber, größer, bildfüllend herzuzeigen möchte ich beherrschen. Ich vermute, das geht nicht mit einem Bild im Vorbeifahren aus dem Autofenster heraus. Es wird wohl Zeit, Einfühlungsvermögen und viele Versuche brauchen. Doch dazu bin ich bereit. Ich habe Zeit, denn ich muss abends nicht zur Tagesschau zuhause sein.

Interesse – Resonanz – Liebe

Ja, ich habe Interesse, Sympatie für die Loisach, kurz nachdem Sie den Kochelsee verlassen hat und Richtung Wolfratshausen fließt. Im Verlauf der Jaheszeiten ergibt sich immer ein anderes Bild. Aber alle Bilder, und jedes Wetter löst in mir emotionale, positive Resonanz aus. Und im Laufe der Monate und Jahre ist Liebe zu dieser Natur/Gegend geworden. Vermutlich zieht es mich deshalb fast jeden Sonntag dort hin.

Dieses Grün !

Ja ich weiß, als Fotograf sollte man sein Motiv mit einem möglichst idealen perfekten komplementär Farben-Hintergrund abbilden, damit es so richtig schön zur Geltung kommt. Grüne Blätter wie hier im Bild und der Hintergrund mit der grünen Loisach, das geht eigentlich gar nicht.

Bei mir schon!

Einerseits, weil in mir immer ein latenter Widerspruchsgeist mit durch den Sucher blickt und mir oft zuflüstert (oder befiehlt !): Drück ab !

Andererseits überrascht mich dieses Frühjahr besonders das plötzliche Erwachen der Natur, von kahlen Ästen hin zu Fülle, Leben, Wachstum, dass ich es einfach mit einem typischen Abbild festhalten will.

Weiterhin gilt, dass ich ja mit meinen Bildern kein Geld verdienen muss. Ich will einfach mit einem einzigen Bild ausdrücken, dass es jetzt schlagartig, gefühlt fast über Nacht, vom Winter in den Sommer übergegangen ist und alles, wirklich alles ist grün, grüner und am grünsten. Also mache ich ein Bild nur für mich, bei dem das Grün dominant ist.

Und das allerbeste Beste daran: ich lasse es auch nicht bewerten und nicht benoten von irgendwelchen Dilettanten, die sich oft als Möchtegern-Könner aufspielen, ohne selbst an der Spitze der Fotografe zu stehen:

Der einzige Foto-Könner den ich kenne ist Georg. Er ist mehrfach ausgezeichnet. Macht wirklich perfekte Bilder von einmaliger Schönheit. Eine echte Inspiration für mich.

In 10 Jahren ?

Ich bin schon gespannt welche Motive mir in einem Jahr, in zwei, drei oder vielleicht sogar in 10 Jahren einfallen. Ein erfahrener Fotograf, der die ersten Jahre schon hinter sich hat, der weiß es vermutlich. Der hat die ersten Lehrjahre bereits hinter sich gebracht. Auch die erste Entwicklung hin zu einem Profi, auch wenn er nicht unbedingt sein Geld mit der Fotografie verdient. Auch ein Hobby Fotograf wie ich, kann trotzdem ein Fotografen Profi werden.

Es wäre so wichtig für mich und meine Entwicklung, einen Fotografen-Club zu finden, bei dem sich alles um den Fotografen selbst dreht, und nicht nur um Fotos. Na ja, ich werde weitersuchen. Man sagt ja, das was man sich soooo sehr wünscht und herbeisehnt, drängt seinerzeit auch zu einem selbst.

Spielen wie ein Kind = Freude wie ein Kind!

Oh wie schön, mit 72 Jahren noch mal Kind sein. Täglich rausgehen und spielen. Mit dem Fotoapparat in der Hand spielen. Und keine Sorgen machen, wo ist die Grenze zwischen Kind und kindlich und kindisch. Einfach nur etwas als Motiv/Licht/Gelegenheit erkennen, durch den Sucher blicken und abdrücken. Ohne Rücksicht auf Seriosität, auf Anerkennung, auf Professionalität auf Fotografen Benimm-Regeln.

Wie ein Kind eben: Spontan, verspielt, neugierig, unbekümmert.

Einfach nur durch den Sucher sehen, den Gedanken haben: ja mir persönlich gefällt es und klick den Auslöser drücken. Wahnsinnig schön: Spielen mit Licht. Spielen mit Schärfe. Spielen mit Farbe.

Keine Sorgen im Hinterkopf:

  • Wird mein Bild Auftragsgeber auch damit zufrieden sein ?
  • Kann ich damit Geld verdienen und meine Familie ernähren ?
  • Was sagt der den FCW dazu ? Gefallen denen meine Bilder? Muss ich ernster, seriöser sein ? Werde ich ausgelacht ? Sehe ich den Zeigefinger: Werde endlich ein richtiger Fotografen Mann !

Welch ein Luxus einfach rauszugehen ohne zu müssen. Einfach rauszugehen nur zum Spielen. Einfach rauszugehen und das heutige Licht aufspüren. Als Fotograf ist Licht das Fundament, auf dem wir alle stehen und merken: heute ist es ein oder 2% anders wie gestern. Und dieses eine Prozent, ist mir ein Bild wert. Also Klick, Freude, und die brennende Neugier, wie es am PC-Monitor wohl ausschaut? Welch ein Luxus mit 72 Jahren immer noch spielen wie ein Kind.

Die Drüsen, im ganzen Körper verteilt, sind sich alle einig: Ja, so zu Leben ist schön.  Also wird der Körper überschwemmt mit  Glücks Hormone wie Serotonin und Dopamin. Der angenehme Nebeneffekt: Diese Hormone machen und halten gesund.

Ich glaube, nein, ich bin mir ganz sicher, das kann und werde ich mit 82 immer noch tun. Auch noch mit 92: täglich rauszugehen. Kann sein, dass es etwas langsamer geht. Langsamer den Fotoapparat hochzuheben. Langsamer die Motive erkennen. Langsamer den Auslöser drücken.

Diese Kraft habe ich mit 92 Jahren bestimmt noch immer. Ich freue mich auf diese Aussichten. Viele Andere um mich herum regen sich auf über Cholesterin und Blutdruck und grauer Star, schlechte Nachrichten, Kreuzweh, usw. Und ich laufe der vergnügt für mich allein durch mein Leben und freue mich. Ob mit mir irgendwas psychologisch nicht ganz stimmt ?

Erfolgs Geheimnis ?

Wer seine Internet Domain bei Google anmeldet, muss bestätigen, dass er auch der rechtmäßige Inhaber dieser Domain ist. Dazu verweist Google auf die Domain: www.godaddy.com. Dort liest er dann diesen Satz: „Wir arbeiten wie jedes erfolgreiche Start-up: entwickeln, zuhören, verbessern – und von vorn.“

Ich selbst lese dies schon seit Jahren (Jahrzehnten): Erfolg geht: Iterativ und inkrementell.

Für mich als Fotograf bedeutet es:

  1. Jeden Tag raus und üben.
  2. Jeden Tag die Bilder am PC anschauen, bewerten, die guten ins Töpfchen die schlechten in den Mülleimer.
  3. Weiter mit Punkt 1.

Iterativ bedeutet jeden Tag üben. Raus gehen. Spielen. Versuchen. Etwas anders machen wie gestern.

Inkrementell bedeutet sich verändern. Sich entwickeln. Hoffentlich besser werden. Viel viel Lesen. Vorbilder studieren. Seinen eigenen Weg finden. Seine Stärken stärken und nicht nur an den Schwächen herumdoktoren. Denn nur dann macht es dauerhaft Freude und ist befriedigend.

Und ich bin mir sicher: Das geht nur, wenn es mich total erfüllt. Wenn es der Sinn des Lebens ist. Sonst halte ich es nicht durch. Nicht über Jahrzehnte. Nicht täglich.

Schade, dass es soooo wenige Mitmenschen gibt, die Fotografie mit einer solchen Leidenschaft wie ich betreiben.

Sehnsucht und Verlangen

Die Sehnsucht und das Verlangen nach Austausch mit anderen Fotografen die mir weit voraus sind, wird immer größer. Echte Fotografen. Leidenschaftliche Fotografen. Die nur von Fotografieren reden. Denen Ihr Leben weitestgehend aus Fotografieren besteht. Keine Urlaubs-Knipser keine Gelegenheits-Knipser. Wobei das Wort Knipser schon impliziert und assoziiert, dass es nicht ernst gemeint ist, dass es nicht von Herzen kommt. So wie angeblich in der Bibel steht: „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“. Ich höre es einem anderen Fotografen nach den ersten Worte schon an: Ist es seine Leidenschaft oder nur ein gelegentlicher Zeitvertreib. Beides ist völlig in Ordnung. Jeder muss nach seiner eigenen Fasson selig werden.

Was mich beschäftigt ist die Frage: Ist mein Fotografen Weg vorgezeichnet wie bei allen oder gehe ich einen individuellen Weg ? Und egal wie die Antwort ist:  Gibt es eine Abkürzung?

Machen alle angehende Hobby Fotografen die selbe Entwicklung, nur bei mir liegt sie noch vor mir, oder geht und sucht (bzw. findet) jeder seinen eigenen individuellen einzigartigen Weg. Ist dieser Lebenslang?

Meiner Meinung nach ist da ein üblicher konventioneller Fotoclub nicht das richtige für mich. Es geht mir nicht nur das Foto allein, sondern um mich. Um meine Entwicklung um meine Persönlichkeit.

Deshalb auch meine Suche nach einem Fotografen Club und keinen Fotoclub. Gegenseitiger Austausch. Auf Augenhöhe. Egal wo ich stehe ! Mit Respekt und Anerkennung und nicht feindlicher Wettkampf.


Der FCW hat seit Jahren (hier sehe ich KEINE Entwicklung) als zentrales Club-Thema den Wettkampf, Wettbewerb, der Beste zu sein, im Focus. Wie grotesk. Wie psychologisch pervers. Abartig. Geisteskrank. Aus Kreativität, Individualität, Kunst einen Wettbewerb zu inszenieren: In mir ist dabei permanent die Angst: Mache ich am Ende nur Ausschuss, schlechte Fotos, die als entartete Kunst interpretiert werden? Dabei konzentriert sich der Club, bestimmt auf Geheiß des Vorstands, nur auf 1% der potentiellen Bilder-Vielfalt: „Auf schöne Bilder.“ Dabei gibt es noch soooo viele andere und viel wichtigere Themen. Schade um meine Zeit. Nichts für mich. Gar nichts. Überhaupt nichts.

Perönliche Entwicklung

Wer hätte das gedacht, dass sich das Thema Fotografieren in mir sooo sehr verwandelt. Weg von der Technik: Zeit, Blende, Schärfe, etc. und hin zu Mediation, Konzentration, Selbstfindung, Reflexion, etc. Und niemand redet darüber. Alle denken nur in Farbe, Tiefenschäfe, Komposition, exotische Motive, Schwarz/weiß oder Farbe, Eitelkeit, Stolz, Überlegenheit, …

Ich lese gerade zum x-ten mal das Buch „Die Essenz der Landschaftsfotografie“ von William Neill. Es macht scheinbar einen großem Eindruck auf mich und generiert beim Lesen tiefe Fotografen Resonanz.

Er schreibt: „Gehen Sie zu Fuß, und zwar ohne Ihre Kamera. Lassen Sie sie im Auto, irgendwo in der Nähe, aber tragen Sie sie nicht mit sich. Erwarten Sie nichts, spüren Sie alles. Lassen Sie all Ihre Sinne für sich arbeiten. Genießen Sie die Natur um der Natur willen.“

Und er verweist auf das Buch: Photography and the Art of Seeing.

„Es beschäftigt sich mit seiner Philosophie der kreativen und visuellen Denkprozesse und enthält viele Übungen, die Sie dabei unterstützen können, Ihren eigenen Stil zu entwickeln oder weiter-zuentwickeln. Jeder Fotograf findet eigene Wege zur Inspiration, sowohl in der Natur als auch in sich selbst.“

Besser kann ich es auch nicht ausdrücken. Das nächste Bild und Thema geht darauf ein.

Ernst Haas

Das Bild ist von mir und NICHT geklaut.

Auf der Seite www.ernst-haas.com steht in der Einleitung seiner Biografie: Ernst Haas (1921–1986) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Fotografie des 20. Jahrhunderts und als Pionier der Farbfotografie. Der Nachlass umfasst über 250.000 Farbdias, 100.000 Schwarzweißnegative sowie umfangreiche Korrespondenz und Schriften.

Einige Zitate von www.ernst-haas.com die mir soooo wichtig sind und mir den Weg weisen.

„Dennoch möchte ich nicht behaupten, es gäbe keine Autobahnen mit fruchtbaren Richtungen. Im Lernen gibt es welche. Folge ihnen, benutze sie und vergiss sie. Parke nicht. Autobahnen werden dich ans Ziel bringen, aber ich sage dir: Versuche niemals, anzukommen. Ankommen ist der Tod der Inspiration.“

Und

„Ein paar Worte zur alten Frage, ob Fotografie Kunst ist oder nicht. Ich habe diese Frage nie verstanden. Wenn Malerei, Musik und Bildhauerei Kunst sind, dann muss selbst ein schlechter Maler, ein schlechter Musiker oder ein schlechter Bildhauer ein Künstler sein. Aber nicht ein großartiger Fotograf? Geht es um das Medium oder um die Botschaft?“

Und

„Eine Vision – das ist es, was man haben muss.“

Und

Fragen Sie sich nach dem Ursprung Ihrer künstlerischen Sehnsüchte. Warum ist es so notwendig, dass Sie Ihr Ding machen wollen? Wie stark ist es? Würden Sie es tun, wenn es verboten wäre? Illegal, strafbar? Jedes Kunstwerk hat seine Notwendigkeit, finden Sie Ihre eigene heraus. Fragen Sie sich, ob Sie es tun würden, wenn es niemand je sehen würde, wenn Sie nie dafür entlohnt würden, wenn es niemand je wollte. Wenn Sie trotz allem zu einem klaren „Ja“ kommen, dann machen Sie weiter und zweifeln Sie nicht mehr daran.“

Langweilig oder interessant?

Bild von Klaus Stebani auf Pixabay

Monument Valley Utah-USA

Für die Bewohner der Region Monument Valley in Utah (USA) ist das ein langweiliges Bild. Zeigt es doch den Alltag. Also nichts Besonderes. Außerdem zeigt es (vermutlich im 3.2 Format) viel zu viel öden Himmel und viel zu viel langweilige Wüste im Vordergrund. Ein extremeres Querformat und weniger Höhe würde meiner Meinung nach dem Bild guttun.

Das mindeste das der Bild Betrachter erwarten kann ist die Tastsache, dass der sich Fotograf einen ganzen Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit diesem Motiv beschäftigt. Nur dann hat er alle Licht/Schatten Verhältnisse gesehen und kann mit dieser reichen Ausbeute das Beste Foto auswählen. So machen es alle guten Fotografen. Sie veröffentlichen nur ein Bild. Und nur das Beste.

Noch besser wäre es, der Fotograf nimmt sich vor, ein ganzes Jahr hier zu leben bevor er überhaupt seine Kamera zur Hand nimmt. Nach einem Jahr kennt er die Landschaft, die Lichtverhältnisse,  viel besser als nach 10 Minuten Durchfahrt. Und wenn sich der Fotograf vorab informiert hätte, welche eine Million Bilder es von dieser Gegend bereits gibt, würde sein Bild anders/besser/selektiver aussehen. In allen guten Foto Lehrbüchern werden diese Art von Bildern als: „Ich war da“ Fotos bezeichnet und abwertend beurteilt. Eher Eitelkeit, Imponiergehabe, Geltungssucht als wirkliche Fotografie.

Dieses Foto ist bestimmt gedankenlos aus dem Auto aufgenommen. Vermutlich ist es deshalb auch kostenlos im Internet. Aus dem Auto aussteigen und zu Fuß eine bessere Perspektive zu finden geht vermutlich nicht. Viel zu heiß, viel zu trocken, viel zu lebensfeindlich. Und Schlangen soll es hier auch geben.

Und mittlerweile ist dieses Motiv auch längst durch das Internet jedem Deutschen bekannt. Etwas Zeit zum Reisen, etwas Geld für den Flieger, Unterkunft und Mietwagen und jedem Interessierten stehen diese Motive offen. Wie geschrieben: Nichts besonderes. Ich würde nach meiner Rückkehr nach Wolfratshausen niemanden damit langweilen. Folgenden Vorwurf will ich nie hören: Es ist zwar schon alles fotografiert, aber noch nicht vom Bernd.

Herzogstand – Kochelsee – Oberbayern

Und was sagen die Wüstenbewohner in Utah zu diesem Bild?

Wow, wie schön! So ganz anders wie bei uns daheim!

Und all das viele Wasser: Wasser ist Leben. Wasser, das uns dringend fehlt. Bestimmt gibt es dort im Winter sogar Schnee auf den Bergen. Wir kennen Schnee leider nur von Bildern her. Und wie sanft die Berge ansteigen. Wahrscheinlich kommt man mit normalem Berg-Wandern bis hoch zum Gipfel, und zwar die ganze Familie. Auch ohne Bergsteiger Kletter-Ausrüstung wie bei uns.

Wer hier mitten im Paradies wohnt, fährt bestimmt nie im Leben in Urlaub. Wohin auch, es kann ja nirgendwo anders schöner sein. Diese von Gott gesegnete Menschen sind bestimmt überglücklich. Tag für Tag. Und sie wissen das zu schätzen. Dankbarkeit ist Ihre höchste Tugend ! Garantiert!